Featured Seller: good morning – midnight
Erzähl uns ein bisschen von dir.
Also eigentlich sind wir ja zwei. Ich – Manuela – und er – Lukas, gemeinsam entwerfen und produzieren wir Kleidung für Frauen und Männer. Konkret haben wir mit der Arbeit an unserem Label „good morning – midnight“ vor geschätzten eineinhalb bis zwei Jahren begonnen, das lässt sich nicht so genau sagen, weil wir auch sonst zusammen das Leben verbringen und sich da nicht immer sagen lässt, wann jetzt was beginnt. Es war ein langsamer, schleichender Start und wir sind eigentlich immer noch mitten in der Startphase. Eigenwillig wie wir sind, wollen wir alles selbst machen, so ungefähr nach den Prinzipien des DIY, das heißt, wir machen von den Entwürfen über die Fotos, die Homepage, Visitenkarten, der Produktion … alles selbst. Eine Menge an Arbeit gepaart mit einer noch größeren Menge an Träumerei uns Spinnerei.
Ich kann hier in erster Linie von mir erzählen, weil das sonst ein wenig durcheinanderkommt… Das was ich mache kann ich nicht so gut beschreiben, Schneiderin klingt zu handwerklich, Designerin zu wichtig, also ist es etwas dazwischen. Etwas, das hauptsächlich mit einer großen Begeisterung für Dinge zu tun hat, die sich jenseits vom Mainstream bewegen. Es gibt ein Zitat, dass mich, eigentlich uns beide und das was wir machen wunderbar beschreibt: „folksy and urbane, knowing and naive, forever trapped in that first six months after college“ (ursprünglich hat das jemand über eine Band gesagt, die wir sehr lieben – The Lucksmiths – und es lässt sich wunderbar auf uns anwenden, um ein konkretes Bild davon zu bekommen, wie wir vielleicht sind)
Gibt es eine Geschichte zu deiner Handarbeitsleidenschaft?
Ich bin ein ziemlicher Flattergeist und ich brauche Dinge, die mich auf den Boden bringen. Ich hab gern einen Garten, um irgendwo in der Erde wühlen zu können, ich backe Brot und ich hab früher immer irgendein Zeugs gebastelt: gestrickt, gesponnen, gefärbt. Eine ganze Serie von Dingen. Ich wollt immer unbedingt so viel wie möglich selbst machen, selbst anbauen usw., dieses Konzept vom Simple Living leben, das es schon gab, bevor diese LOHAS-Welle kam und die eigentlich sehr wenig mit Konsum und Kapitalismus, sondern viel mehr mit dem Wunsch zu tun hatte, so autark wie möglich zu sein (das funktioniert zwar so nicht in allen Bereichen, wie ich mir mittlerweile eingestehen muss, aber ich versuche immer noch, mein Bestes zu geben). Und dann wollt ich unbedingt nähen können und das zu meinem Nebenberuf machen. Das war eine ganz klare Entscheidung. Ich konnte davor eher nur so scherzhalber nähen und da wurde nie so viel daraus… ich musste das also von vorne bis hinten lernen, mit allem was dazugehört, erst danach hab ich mich so richtig an Stoff heran gewagt. Ich wollt immer anders angezogen sein als die meisten Menschen, das schien mir nur so nachhaltig zu funktionieren. Außerdem haben wir in unserem Leben natürlich gleich mehrere Omas und Uromas, die wir furchtbar lieben, die immer genäht haben, Schneiderinnen oder Näherinnen waren, oder einfach nur den lieben langen Tag an der Nähmaschine gesessen sind, um Dinge wieder in Stand zu setzen, die Mode und Stoff und selbstgemachte Dinge über alles lieben bzw. geliebt haben. Nachdem meine Uroma gestorben ist, wollte ich unbedingt die Nähmaschine haben, vor der sie einen Teil ihres Lebens verbracht hat. Die stand so lang in den verschiedenen Zimmern, in denen ich gelebt hab, so nah neben mir, bis etwas mit ihr getan werden musste…
Ist dein Etsy Shop deine Hauptbeschäftigung? Was arbeitest du normalerweise?
Ich arbeite schon seit ungefähr ewig als Behindertenpädagogin in einer Wohngruppe mit neun Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Ich mag diese Arbeit unfassbar gern und ich kann mir nicht wirklich vorstellen, das einmal sein zu lassen… irgendwann nach vielen Jahren in dieser Arbeit hab ich gemerkt, dass mir manchmal etwas fehlt, das fertig ist, das sich anfassen lässt und das ich selbst gemacht hab, und eben hauptsächlich ich, und nicht ein Team von neun Menschen, wie wir es in der Arbeit sind. Kinder sind eben irgendwie nie so ganz fertig und dass ist ja dort auch nicht meine Aufgabe :) Also wurde dann noch ganz klassisch das Kolleg für Mode und Bekleidungstechnik in der Herbststrasse gemacht und die Meisterklasse für Damenkleidermacher noch oben drauf. Solides Handwerk also… gepaart mit einem Kopf voll von Tagträumen, Wünschen und Sehnsüchten.
Wann hast du deinen Etsy-Shop gegründet? Hast du davor auch schon deine Kreationen verkauft?
Vor ungefähr genau einem Jahr. Das war unser Start in die Verkaufswelt und eigentlich am Anfang mehr so eine Testphase, um zu sehen, ob unsere Stücke ankommen, ob das funktionieren könnte. Auftritte in der „richtigen Welt“ sind nach wie vor rar. Wir haben heuer im Sommer auf dem Webermarkt in Haslach verkauft, was ein unfassbar schöner Start ins reale Leben mit „good morning – midnight“ war, weil das Publikum dort so viel Begeisterung gezeigt hat und uns regelrecht gestürmt hat. Hauptsächlich werden wir aber weiterhin unseren Schwerpunkt auf den Verkauf im Internet legen. In den nächsten Jahren wird es zwar vermehrt Verkaufspräsentationen oder Ähnliches auf Märkten, Messen usw. geben, aber das planen wir nicht so konkret, sondern lassen es eher auf uns zukommen. „good morning – midnight“ soll uns immer Spaß machen, uns nicht überfordern oder unsere ganze Zeit in Anspruch nehmen. Wir wollen das alles ein wenig entschleunigt und langsam angehen und nicht wie in der Modewelt sonst üblich zwei vollständige Kollektionen auf den Markt werfen… Dinge müssen wachsen und das tun sie nur mit der Zeit.
Welche Handarbeitstechnik ist dir die liebste?
Natürlich mag ich das Nähen am liebsten. Versunken und geduldig an einem Stück nähen. Am liebsten eigentlich, ohne vieles herumgestecke und so. Nähen ist schon ein wenig tricky und nicht immer so leicht, wie es aussieht. Schnitte zu zeichnen mag ich auch furchtbar gern. Wenn ich Pausen vom Nähen und Zeichnen und entwerfen brauche, bastle ich an unseren Visitenkarten herum, die mit so einem Selbstbau-Stempel gemacht werden, ebenso wie die Labels und Kleideranhänger und so. Ich kann stundenlang Stempel setzen. Alle Titel alle unserer Stücke. Und wenn ich noch mehr Ruhe und Entspannung brauch oder lustige Sachen mit Freundinnen machen mag, dann mach ich gern Buttons als kleine Giveaways, die in die Pakete kommen, wenn wir ein Stück verkaufen.
Nenne 5 deiner lieblings Shops/Blogs/Inspirationsquellen!
Hm, eigentlich kommt bei uns ein Großteil der Inspiration aus der Auseinandersetzung mit Musik (Indie only), Film (Indie und Arthouse), Träumen und Sehnsüchten… wir gehen gerne, wie man an unserem Blog sieht, mit der Kamera in der Hand durch die Welt und finden so Dinge, die wir mögen. Fotos überhaupt, jene, die wir selbst schießen und das ganze Flickr Universum ist eine unfassbare Quelle an Inspiration. Es gibt so viele Menschen, die so schöne Dinge sehen und machen.
Dann gibt es aber vielleicht auch noch ein paar konkrete Dinge, genau ordnen in Shops, Blogs usw. lässt sich das nicht, weil manches ineinander fließt… also eine eher ungeordnete Liste an verschiedensten Sachen, die wir mögen…
Calivintage
Sandra Juto
Rennes
Wabisabi
Bookhou at Home
Makool loves you
Welche sind deine lieblings Etsy Features?
Treasuries. Eindeutig! Die Favorites mag ich auch sehr, aber die gehören meiner Meinung nach noch ein wenig ausgebaut, weil ich sie gern in Kategorien einteilen würde, so finde ich nämlich die Dinge, die ich mag nie wieder und das gibt oft ordentlich Chaos. Dinge, wie Bezahlung usw. funktionieren unfassbar gut und unkompliziert. Die Etsy-Foren sind auch großartig, was immer man für eine Frage hat, sie wird sofort beantwortet. The Storque mag ich unfassbar gern, da gibt es immer wieder so wunderbare Artikel… An manchen Ecken und Enden bräuchte es allerdings noch ein wenig Überarbeitung… ich würd gern unkomplizierter neue Artikel einstellen, dass es zum Beispiel möglich wird, ähnliche Produkte einzustellen, wie bereits eingestellte, das würde mir sehr helfen. Aber ich glaub, langsam kommt da eh überall ein wenig Verbesserung rein.
Hast du Tipps für unsere anderen Etsians, bzw. welcher Tipp hat dir zu Beginn am meisten geholfen?
Das ist eine unfassbar schwere Frage. Wir haben ein paar bezahlte Showcases gemacht, sind schnell ein paar Mal auf die Hauptseite und in Etsy Finds gekommen und haben unzählige Treasuries gemacht, in unserm Blog beworben und so Menschen kennengelernt. Ich glaub, das mit Abstand wichtigste auf Etsy sind die Fotos. Großartige Fotos! Solche, die sich einprägen, die speziell sind und die einen hohen Wiedererkennungswert haben. Mit guten Fotos kommt man dann bald mal in Etsy Finds usw. Und man sollte möglichst immer präsent sein, es reicht nicht, einmal Produkte einzustellen und dann nichts mehr zu machen, besser einmal pro Woche oder öfter Artikel einstellen, was wir natürlich nicht tun, weil uns das zu langsam ging und weil es bei einer Kollektion auch nicht wirklich Sinn macht. Für andere kann das aber Sinn machen… Genaue Artikelbeschreibungen sind auch wichtig, nicht alle lesen die Policies von vorn bis hinten, die wichtigsten Punkte müssen ganz klar in der Beschreibung stehen. Irgendwie sind wir ja immer noch am Beginn, also kann ich nicht so viele kluge Tipps geben, aber das wird schon mit dem Team Austria, und die Tatsache, dass Etsy nun auch in Berlin stationiert ist, wird Etsy bei deutsch-sprechendem Publikum bekannter und es wird mehr passieren.
Wie promotest du deine Arbeit?
Ach eigentlich sind wir darin furchtbar schlecht. Eben ein paar bezahlte Showcases am Anfang, Treasuries und natürlich unser Blog, wobei der ja weniger unsere Arbeit bewirbt als unseren Hintergrund erklärt, zeigt, wer wir sind und was wir warum so machen. Hello Handmade und Poppytalk sind auch großartige Plattformen, um gesehen zu werden. In Haslach die hunderten von verteilten Visitenkarten haben auch geholfen. Und dann hängen unsere Sachen ja derzeit auch noch in einem Shop in München und werden dort auch ein wenig bekannt und verteilen sich so. Offenheit, Freundlichkeit… Aufgeschlossenheit und Neugierde für andere rund herum. Ungefähr so machen wir das. Und demnächst vielleicht auch ein wenig gezielter und durchdachter.
In welchen Teams bist du noch Mitglied?
Nur im European Street Team. Aber mir ist das Forum usw. dort ein wenig zu viel muss ich ehrlich gestehen. Unsere Arbeit alleine nimmt so schon unfassbar viel Zeit in Anspruch. Ich versuch immer, mich auf weniges uns wesentliches zu konzentrieren.
Blog: good morning – midnight
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Twitter: goodnightday
Website: good morning – midnight