Feature: FabricFabrik
Siebdruck fasziniert uns schon seit längerem und nach und nach eröffnen auch in Wien immer mehr Siebdruckwerkstätten, daher haben wir die Textildesignerin Stephanie Klaura zum Interview gebeten. In ihrer FabricFabrik in Wien wird vornehmlich auf Stoff gedruckt und dort setzt sie neben ihren Readymades auch spannende Auftragsarbeiten um. Für alle die sich auch praktisch mit der Thematik Siebdruck auseinandersetzen wollen, können wir die Workshops von Stephanie wärmstens empfehlen. Vielleicht findet dort auch bald der erste we love handmade Siebdruck-Workshop statt. Wir halten euch auf dem Laufenden.
Wer steckt hinter der FabricFabrik und wie hat alles begonnen?
Stephanie Klaura, das bin ich, steckt hinter dem Label oder dem Atelier FabricFabrik.
Begonnen hat alles auf der Uni. Genauer genommen auf der Abteilung für Textiltechnologie auf der Universität für angewandte Kunst Wien, wo ich mich dann in das Medium Siebdruck im speziellen eben den Textildruck verliebte. Im Laufe meines Studiums habe ich mich mehr mit den Umsetzungsmöglichkeiten des manuellen Textildrucks beschäftigt und das Bedürfnis nach meinen eigenen Atelier-Räumlichkeiten wurde immer größer. Besonders nachdem ich als ehemalige Studentin doch nicht mehr die Werkstatträumlichkeiten der Uni nutzen konnten – da die Plätze begrenzt sind. Die Idee war somit erstmals geboren. Aber noch ein wenig ungreifbar, da so eine Druckwerkstatt auch viel Platz braucht und die Anschaffung des Druck-Equipments auch eine große Investition. Mit Hilfe von Freunden und Familie konnte ich dann doch den Traum der eigenen Werkstatt erfüllen und ohne die maßgeblichen Unterstützungen von AWS (Austrian Wirtschafts Service) und Departure konnte der Bau des 10-Meter langen Drucktisches finanziert und umgesetzt werden. Der Anfang war somit mal getan.
Du bietest auch Workshops an: Wann findet der nächste statt und was ist geplant? Darf man danach die Werkstatt auch selbst benutzen?
Workshops werden ca. monatlich abgehalten. Es gibt hierfür 2 Formate – die „Printing Session small“ (Mittwoch Abends ab 18:00 Uhr – 3h) und die „Printing Session large“ (Samstags ab 10:00 Uhr – 7h). Ansonsten findest du hier immer die nächsten Termine und weitere Infos zu den Printing Sessions.
Was war dein erster Siebdruck?
Mein erster Siebdruck war eine Druck einer Grafik (ein kleines Kind klettert über eine Mauer) die ich im laufe meines Studiums gezeichnet habe. Das war damals noch ein klassischer Druck in zwei Farben (Ebenen), eine Edition auf Papier.
Wer ist für die Graphiken der Prints verantwortlich?
Alle Textildesigns von FabricFabrik sind grafische arbeiten von mir persönlich.
Zumeist zeichne ich erst am Papier – solche grafischen arbeiten brauchen Zeit und Ruhe – diese finde ich meist, wenn ich mal für längere Zeit die Stadt verlasse.
Nachdem ich meine Arbeiten aus sortiere wird entschieden welche ich für meine textilen Design weiter bearbeiten möchte.
Von der Idee bis hin zum fertigen Produkt. Welche Schritte liegen dazwischen? Wie sieht der Entstehungsprozess eines Produktes bei dir aus?
Bevor es erst zum Drucken geht wird einmal entworfen. Oft liegen Entwürfe schon ein paar Jahre rum, bis ich sie endlich für den Druck vorbereite. Um die Siebe erstellen zu können müssen erst sogenannte Filme erstellt werden. Das sind Ausdrucke der finalisierten Grafiken auf transparente Folien. Diese werden auf das Sieb montiert, da erst in der Dunkelkammer mit einer lichtempfindlichen Paste beschichtet wurden. Lichtempfindlich bedeutet hier: bei einer bestimmten Menge an UV-Einstrahlung verhärtet sich die Paste und verstopft die feinen Poren der Siebe, welche nicht mit gewöhnlichem Wasser ausgewaschen werden können) Ist das Sieb erst belichtet werden die Stellen ausgewaschen wo das Licht nicht die Paste verhärtet hat. Jene Stellen wo die Grafik in dichtem Schwarz das Licht nicht durchgelassen hat und die feinen Poren sich mit dem Wasser nun wieder auswaschen lassen. E VOILA – so entsteht die Druckschablone.
Wenn dann Meterware Stoff gedruckt wird, muss erst das Textil sorgfältig auf den Tisch gebügelt werden. Dieser ist leicht klebend, damit sich der Stoff nicht gleich nach dem ersten Druck vom Tisch ablöst und am Sieb kleben bleibt. Vor allem ist es wichtig hier so exakt wie möglich zu arbeiten, denn jede kleinste Falte oder Ungenauigkeit sind dann im Druckbild sichtbar. Wobei ich manchmal gerade jene Ungenauigkeiten liebe. Das Sieb wird in den Druckwagen eingespannt und die Farben werden angerührt, die Abstandhalter auf der Schienenführung eingerichtet und die Eisenrakel auf das Sieb positioniert → LOS GEHT’S. wenn mal alles vorbereitet ist, dann geht das Drucken selbst recht schnell dahin. Es muss noch darauf geachtet werden zügig zu arbeiten damit die Farbe nicht die feinen Sieb-Poren eintrocknet und mittels banalen Haar-Trockner wird geholfen das Sieb zu trocknen. Wenn dann der ganze Drucktisch ausgenutzt wurde entstehen im schnitt ca. 8 Laufmeter individueller, manueller Siebdruck. Dann wird das Sieb ausgewaschen, alles wieder ordentlich sauber gemacht und darauf gewartet bis jeder Quadratzentimeter ordentlich trocken ist um dann das Stück auf eine Rolle zu rollen.
Wenn es sich nicht dezidiert um einen Druckauftrag handelt und ich für einen bestimmten Stoff eine Produktidee im kopf habe, dann landet dieser dann bei meinen Schneiderinnen. („Schnittbogen“(1060Wien) oder Verein „Die Nachbarinnen“ (1140Wien). Vom Polster über den Vorhang bis hin zum schicken Dreiteiler, die Stoffe werden vielfältigst eingesetzt.
Wie kam es zu der Idee, eine Siebdruckwerstatt in einem alten Wirtshaus zu eröffnen?
Die Idee des Wirtshauses war erst geboren nachdem ich die leer stehende Immobilie besichtigt habe. Das Wirtshaus selbst hat erst kurz davor das letzte Bier ausgeschenkt und bei meinem ersten Besuch war noch alles so wie es vor 10 Jahren schon war. Sogar der Schnitzelgeruch lag mir in der Nase. Ich habe mich sofort in die alte schöne Wiener Wirtshausschank verliebt (auch Handarbeit wie man es heute nicht mehr findet) und nachdem die ehemalige Küche auch noch der perfekte Raum war um einen Waschraum für die Siebe einzurichten, bzw. das Extrazimmer im hinteren Bereich mit der ausreichenden Länge für den großen Drucktisch überzeugte, da war der Mietvertrag schon beinah unterschrieben. Mittlerweile fühle ich mich im sechzehnte Bezirk sehr wohl und die Stammkunden des ehemaligen Wirtshauses haben nun auch schon mitbekommen, dass da nun was anderes drin passiert und nicht mehr die Liter Bier und Wein über die Schank wandern.
Die FabricFabrik ist Shop, Manufaktur und Workshop Werkstätte in einem. Sind alle Produkte im Onlineshop auch im Shop erhältlich und hast du reguläre Öffnungszeiten oder nur per Termin?
Ich selbst bezeichne die FabricFabrik als Siebdruck- & Designmanufaktur, manchmal Atelier und am meisten aber einfach nur Werkstätte. Shop hab ich hier nicht wirklich, wobei die Produkte ausgestellt sind und man mich auch nach Terminvereinbarung in der Werkstätte besuchen kann. Primär vertreibe ich die Produkte via Online-Shop oder ein paar ausgesuchte Händler vertreiben meine Readymades. Ansonsten funktioniert die Werkstätte wie jede andere, zb. Tischlerwerkstätte. Erst wird mit dem Kunden gemeinsam die nähreren Details besprochen um auf spezifische Wünsche eingehen zu können, dann wird der Druck geplant und umgesetzt. Somit bekommt jeder sein ganz individuelles Stück aus Handarbeit.
Du fertigst auf Wunsch auch Auftragsarbeiten an. Was war die bisher schwierigste Aufgabe in diesem Bereich?
Das wohl schwierigste und Riskanteste Projekt war eine Umsetzung für zwei Künstlerinnen. Anna Artaker und Meike S. Gleim. Diese planten einen ca. 14 langen und 3 Meter langen Vorhang in einem Stück. Darauf sollten ca. 40 unterschiedliche gerasterte Fotos in Schwarz gedruckt werden. Jeweils auch akribisch bemessen und positioniert. Jeder Druck darf nicht mehr oder weniger als 5cm von einander entfernt werden. Für jedes Foto muss ein Film und ein Sieb erstellt werden. Der Druck selbst war auch riskant, da man nur eine Chance hat alles richtig zu machen und wenn nur bei einem was schief geht, dann ist der ganze Vorhang unbrauchbar. Was liegt das pickt. Einmal gepatzt bekommt man den Fleck nicht mehr raus. Ich arbeite doch mit sehr starken Pigmenten und Textildruckfarben.
Zum Glück ist hier noch mal alles gut gegangen und erst im Nachhinein war mir bewusst was für ein Meisterstück hier entstanden ist. Oft ist es doch ganz wichtig sich einfach in die Arbeit zu stürzen. So mache ich es zumindest bei meinen künstlerischen Arbeiten. Reflektiert wird erst im Nachhinein.
Hast du einen Lieblingsprint?
Nein, eigentlich nicht. Immer der neueste ist mein neuer Schatz. Selbst wenn ich ein Muster schon zum X-ten mal drucke, andere Farbkombinationen und ein anderes Druckmaterial lassen das Design wieder ganz anders aussehen.
Wobei ich eine Art Probestoff habe, auf dem ich immer wieder ein neues Design ausprobe und somit sich schon viele Ebenen and unterschiedlichen Prints drauf liegen. Dieser wird wohl letztlich ein ganz besonderes, kunstvolles Unikat.
Kannst du dich noch an deinen ersten Siebdruck-Entwurf erinnern?
Ich bin mir nicht mehr sicher welcher von den „ersten“ nun wirklich mein erster war. Aber damals auf der Uni hab ich meine grafischen Muster aufgearbeitet und dann für meine Diplomaustellung viel im Textildruck umgesetzt.
Was sind die Pläne für die Zukunft?
Zukunftspläne gibt es genug – und die Richtung kann sich immer wieder verändern. Ziel ist Synergien zwischen meinen künstlerischen und textilen Arbeiten zu schaffen. Vor allem die letzten Arbeiten die stark im Kontext zur Architektur und Raumgestaltung entstanden sind bergen viel Potential in sich dem ich ich noch intensiver nachgehen möchte.
FabricFabrik
Koppstrasse 23
1160 Wien
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Interview: Anna Heubgerger
Fotos: FabricFabrik | Gerhard Maurer | Nov24
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