Feature: Ein Jahr lang keine Kleidung kaufen, geht das?

Der Kleiderschrank quillt über und trotzdem hat man nichts zum Anziehen. Shoppingrausch und auch danach ist man nicht glücklich, sondern will noch genau dieses eine Top in 36, das es nicht mehr gibt. Einkaufen kann stressig sein, da hat es sich Nunu Kaller im letzten Jahr einfacher gemacht. Oder doch nicht? Shoppingboykott war bei ihr angesagt, Selbermachen ebenso. Nun hat sie dazu ein Buch geschrieben, Ich kauf nix ist ab 27. November erhältlich.

Aus diesem Anlass haben wir sie zum Interview gebeten und verlosen drei der Bücher! Um teilzunehmen hinterlasst einfach hier einen Kommentar mit eurem Namen und einer gültigen E-Mail Adresse. Ihr könnt bis zum 27. November, 12 Uhr mitspielen. Das Los entscheidet.

Edit: Die Gewinner wurden ausgelost und schriftlich verständigt. Vielen Dank fürs Mitmachen!

Was hast das letzte Jahr für dich verändert?

Kurz: Mein ganzes Leben. Ich sag immer: ICch hab meinen roten Faden gefunden. Als politischer Mensch und Gerechtigkeitsfanatikerin seit Jahren im NGO-Bereich zuhause, ist das Thema Kleidungsproduktion für mich die perfekte Mischung: Einerseits kann ich mich dafür einsetzen, dass die Welt besser wird, andererseits darf ich die modeinteressierte Tussi in mir auch ausleben. Der Erfolg des Projekts und des Blogs war absolut nicht geplant und sehr überraschend. Irgendwie befinde ich mich seit inzwischen fast zwei Jahren auf der Welle, und das Surfen macht echt Spaß. Ich muss mich selbst manchmal zwicken, um zu glauben, was da alles passiert ist in dieser Zeit: Ich durfte die WearFair, Österreichs größte Messe für nachhaltige Mode, mitorganisieren, ich habe mir meinen Kindheitstraum erfüllt und ein Buch geschrieben, und jetzt hat mir meine öffentliche Beschäftigung mit dem Thema sogar einen neuen Job eingebracht. Unglaublich. Und so nebenbei hab ich meinen eigenen Knacks in Bezug auf schnelles Shopping geheilt.

Du hast auch selbst gestrickt und genäht. Wo hast du dir da Inspiration oder Tutorials geholt?

Beim Nähen hatte ich ordentliche Berührungsängste und habe zwei Nähkurse im Stoffsalon gemacht. Seither nähe ich hin und wieder, und frage da auch oft zwei Freundinnen um Rat, die nähbegeistert sind bis dorthinaus. Beim Stricken habe ich mir das meiste wieder selbst beigebracht, aber die YouTube-Videos von Elizzza (nadelspiel) haben mein Musterportfolio, wenn man das so nennen kann, erweitert.

nunu

Hast du auch darauf geachtet, mit welchen Materialien du arbeitest?

Teilweise. Am Anfang habe ich darüber nicht wirklich nachgedacht, da dachte ich nur: He super, ich produziere selbst, keine Näherin wird meinetwegen scheiße bezahlt und behandelt. Doch dann fiel schon auch der Groschen, dass es bei der Stoffproduktion ja auch nicht unbedingt anders zugeht als bei der Fertigung. Bei der Wolle werde ich schon noch immer wieder schwach und kaufe nicht immer ökologische Wolle, bei Stoffen bemühe ich mich inzwischen darauf zu achten, zu Biostoffen oder zu Bestandsware zu greifen (also eigene Teile umzunähen….bisher aber eher wenig erfolgreich :) ).

Welches war dein liebstes DIY-Projekt, welches du umgesetzt hast?

Mein erster selbstgestrickter Pullover. Der ist so gut gelungen, dass ich ihn gleich noch für zwei Freundinnen stricken musste.

Würdest du dieses Jahr wieder so machen, wenn du noch einmal anfangen könntest?

Ja.

nunu

Liest du DIY-Blogs, wenn ja, was liest du da gerne?

Ich liebe Blogs wie Refashionista, New Dress a Day oder Charity Shop Chic – die Mädels nähen aus Secondhand-Ware neue Teile, unglaublich toll. Ich bewundere das immer wieder, sowohl, dass sie in wirklich schrecklichen Teilen das Schöne sehen, das sie daraus machen können, als auch, wie gut sie nähen können.
Diese unglaubliche Fülle an sonstigen Nähblogs überfordert mich, nur bei einfachena schau ich gern vorbei, weil sie privat eine Freundin von mir ist.
Und leider bloggt sie nicht mehr, ich fand Colour me Katie immer toll, die Frau ist komplett verrückt, aber entzückend – hat immer gute Laune gemacht!

Fotos: Elisabeth Mondl

25 Discussions on
“Feature: Ein Jahr lang keine Kleidung kaufen, geht das?”
  • thumps up! schönes, sinnvolles Ziel!
    die Entscheidung für den bewussten Umgang mit Ressourcen unter Berücksichtigung fairer, humanitärer Bedingungen für uns Menschen ist absolut erstrebenswert!
    das bedeutet Leben!

  • Hut ab! Ich lebe zwar seit drei Jahren auch (fast) nach diesem Motto – keine Neuanschaffungen außer das letzte gleichartige Teil fällt auseinander UND gnadenloses Aussortieren (oder endlich Tragen) von Dingen, die ich irgendwann mal haben „musste“ (oft nur weil sie billig waren und ich dachte ich verpasse was, wenn ich sie nicht kaufe) aber die dann nie das Tageslicht gesehen haben. Meine Kleiderberge haben sich seither drastisch reduziert und mein Traum wäre es einmal maximal 100 Kleidungsstück zu besitzen (ich glaub ich bin noch immer bei gut 150 Stück, aber fragt jetzt bloß nicht wie viele es ursprünglich waren). Vor allem aber, nachdem ich mittlerweile meine Regeln doch ein wenig gelockert habe (und ich beim Stricken nie über Schals hinausgekommen bin) weiß ich jetzt jedes einzelne Teil, das ich mir ab und zu dann doch leiste/gönne wesentlich mehr zu schätzen, als das sinnlose shoppen dem ich zuvor gefröhnt hab.

  • Ich habe damit angefangen viel Secondhand zu kaufen. Mittlerweile bekomme ich den Großteil meiner Kleidung durch Swap-Events. Somit habe ich Abwechslung, ohne was zu kaufen. Dinge, die ich neu kaufe, wie Socken und Unterwäsche, kaufe ich dann bio/fair/vegan, etc. So komme ich meistens gut durch…

  • geniales, interessantes und sinnvolles experiment! und mein tiefster Respekt fürs Durchziehen! ;)
    ich würd mich freun, das Buch zu gewinnen! so oder so, lesen werd ich es auf jeden Fall ;)
    liebe Grüße

  • Also ich bewundere sie total. Ich glaube nicht, dass ich das lange schaffen würde. Ich kaufe zwar generell nicht sehr oft ein, sondern eher wenn ich wirklich was brauche, aber ich kann auch nicht wirklich nähen oder stricken oder so und es würde mir auch total die Zeit dafür fehlen! Großen Respekt!

  • Wow…Hardcore Experiment! Ich weiß nicht, ob ich das so durchziehen könnte. Obwohl, wenn ich die Sachen selbst schneidere oder stricke, passen sie wenigstens :P
    Wäre interessant mehr darüber zu lesen!

  • Ich bin in einem ähnlichen Selbstversuch – mit der Ausnahme, dass das Kaufen von Second-Hand Kleidung noch erlaubt ist. Deshalb wäre das Buch bestimmt eine tolle Inspirationsquelle für mich!

  • Dieses Buch muss ich haben und lesen!! denn ich bin voll auf der DIY Welle!!! Aber ob ich so ein Projekt schaffen würd weiß ich nicht.. sehr sehr spannend!!

  • Sehr interessante Idee. Der Artikel regt zum nachdenken an, dem Shopping-Wahn bin ich auch das ein oder andere mal verfallen…
    Diesen Winter habe ich auch endlich mal etwas mehr Zeit und einen Nähkurs angefangen. An Kleidungsstücke habe ich mich jedoch noch nicht herangewagt ;)
    Alles Gute!
    Lara

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