Feature: Handlettering Artist Kristin Klasinski
Kristin ist 29 Jahre alt und kommt eigentlich aus Bayreuth in Deutschland. Dort hat sie auch Kommunikationsdesign studiert und ist später über ein Praktikum in Graz gelandet. Seit 4 Jahren lebt sie nun in Wien und arbeitet hier als Communication Designerin und Handlettering Artist. Wie sie zum Handlettering gekommen ist, was auf ihrem Schreibtisch auf gar keinen Fall fehlen darf und welchen ultimativen Tipp sie für alle Anfänger hat, könnt ihr im Interview nachlesen! Gemeinsam mit Kristin veranstalten wir am Mittwoch, 7. März 2018 auch einen Brush Lettering Workshop. Bei uns im Shop könnt ihr euch direkt ein Ticket dafür sichern!
Du bist eigentlich Communication Designerin. Wie bist du zum Handlettering gekommen?
Das entstand tatsächlich aus purer Langeweile. Kurz nach dem Studium habe ich zwei Monate einen Job gesucht und hatte Lust in der Wartezeit mal wieder etwas analoges zu machen. Handlettering bot sich an weil es total im Trend lag, also hab ich mir kurzerhand Stifte gekauft und angefangen.
Seit wann beschäftigst du dich mit dem Thema Schrift und woher kommt deine Leidenschaft dafür?
Interessiert habe ich mich für Schrift schon in der Schule, da hab ich schon immer word durchstöbert um die schönste Schrift fürs Referat zu finden. So richtig kam das Interesse aber erst im Studium als ich im Fach Typografie sehr viel über Schrift gelernt habe.
Du arbeitest mit unterschiedlichen Stiften aber auch mit Feder und Pinsel. Mit welchem Werkzeug arbeitest du am liebsten?
Das ist tatsächlich je nach Tageslaune anders. Ich habe Phasen, da benutze ich zwei Wochen lang nur den Pentel Aquash und danach ziehe ich wieder die Feder, den Tombow oder einfach einen ganz klassischen Holzpinsel heraus.
Das Schreiben und Zeichnen mit der Hand liegt aktuell absolut im Trend. Was glaubst du, warum das so ist?
Ich glaube jeder arbeitet irgendwie gern kreativ – und gerade wenn man nicht aus der Kreativ Branche kommt ist es eventuell ein schöner Ausgleich. (Und wenn man hauptberuflich kreativ tätig ist, ist es eventuell eine schöne Sache um etwas zu entspannen, es heisst ja auch „handlettering is graphic design yoga“.) Dazu kommt, dass man relativ schnell Erfolge sieht oder sich in der großen Handlettering-Community austauschen kann. Gerade der Community-Aspekt auf Instagram ist glaube ich auch eine Sache, die einfach Spaß macht.
Es gibt unzählige Schriften und Co. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich würde sagen, meine Arbeiten sind wenig verspielt. Gerne arbeite ich in Schwarzweiss – ich hab zwar unzählige bunte Stifte daheim, benutze sie aber so gut wie nie. Ich mag es generell gerne minimalistisch und klar.
Vielleicht könnte man meinen Stil als minimalistisch oder klassisch bezeichnen. Aber ich hab mir noch nie wirklich Gedanken drüber gemacht, ich glaube beim Lettering muss man einfach tun, was einem Spaß macht.
Gibt es Letterings, auf die du besonders stolz bist?
Eventuell Letterings, die ich danach noch händisch in Illustrator nachgebaut habe – aber auch nur weil das am meisten Zeit benötigt, da muss man stolz sein, sonst lohnt es sich nicht.
Kannst du dich noch an deinen ersten Hand Lettering-Versuch erinnern?
Unterbewusst beschrifte ich ja schon seit ich in der Schule bin sämtliche Hefte und Ordner. Damals hieß das einfach „kreativ sein“ und nicht „Handlettering“. Bewusst der erste Versuch war dann wohl in einem Mini-Kurs im Studium – da war es aber eher noch altbacken und man kannte die ganze modern calligraphy noch nicht wie jetzt – dementsprechend hatte auch keiner wirklich Lust darauf, sich mit der Feder hinzusetzen – inklusive mir. Am Ende hab ich mit Müh und Not irgendetwas abgegeben, was man gerade noch als unmotivierten Versuch beschreiben kann.
Jahre später habe ich meinem ehemaligen Prof mal den Link zu meiner Instagram-Seite geschickt – mit einer Entschuldigung, dass ich damals im Kurs so genervt war von dem was ich jetzt so gerne in der Freizeit tue. Ich würde sagen er hat sich gefreut ;)
Welches Werkzeug darf auf deinem Schreibtisch auf gar keinen Fall fehlen?
Viel zu viele – deswegen siehts bei mir leider nie wirklich so aus wie bei den ganzen aufgeräumten Instagram-Schreibtischen. Meiner ist eh schon doppelt so groß wie viele die ich dort sehe und trotzdem gibt’s zu wenig Platz. Das wichtigste ist wohl mein externer Monitor, da ich hauptberuflich ja Designerin bin. Dann gibt’s aber noch allerlei kreatives Zeug, wie meine Stiftemappe, Schneidebrett, Cutter und vieles mehr. Gilt Kaffee als Werkzeug? Der darf definitiv nie fehlen.
Hast du vielleicht ein paar Tipps und Tricks für all jene, die gerne damit starten wollen würden? Vielleicht Buch- oder Materialtipps?
Ich bin ja immer der Meinung, so viel braucht’s dazu gar nicht. Natürlich kann ich mir jedes Buch kaufen was mittlerweile auf dem Markt so angeboten wird, letztenendes ist es allerdings einfach die Übung, die den Unterschied macht. Kein Buch wird irgendetwas bringen wenn man sich danach nicht mit den Stiften hinsetzt und Zeit investiert um sich damit vertraut zu machen. Ich besitze tatsächlich bis heute kein einziges Handlettering Buch und hab mir damals alles über Instagram beigebracht. Ein Workshop ist sicherlich super um sich erstmal mit allem vertraut zu machen und sich auszutauschen, auch ein Buch kann sehr gute Einblicke geben, Frau Hölle hat einige gute in denen man einen guten Überblick bekommt, aber die dürften schon bekannt sein. Empfehlen kann ich den Thalia bei der Landstraße, da gibt’s eine ganze Abteilung mit Handlettering Büchern, einfach mal stöbern und schauen, welches man für sich selbst am interessantesten findet ;) Aber wie gesagt, das üben nicht vergessen, vom lesen und anschauen allein sieht man keine Fortschritte.
Woher nimmst du die Inspiration für deine Arbeiten?
Ich lettere generell was mich gerade beschäftigt – und wenn mir absolut nichts einfällt – was relativ oft vorkommt, wenn man das täglich macht, dann such ich nach Lettering Challenges auf Instagram, da bekommt man einfach etwas vorgegeben ;)
Danke für deine Zeit, Kristin!
Wir hosten am Mittwoch, 7. März 2018 von 18:00 bis 21:00 Uhr gemeinsam mit Kristin einen Brush Lettering Workshop. Ein paar Plätze sind noch frei, hier geht’s zur Anmeldung!
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(Das Interview führte Petra Gschwendtner. Alle Fotos von Kristin Klasinski.)