Feature: Künstlerin Ramona Rieder
Ramona Rieder kommt eigentlich aus Deutschland, wohnt aber seit 2010 in Wien und studiert aktuell noch auf der Universität für angewandte Kunst am Institut für Kunstwissenschaften, Kunstvermittlung und Kunstpädagogik. Neben ihrem bald abgeschlossenen Studium führt sie ein eigenes Atelier, in dem sie auch immer wieder Workshops anbietet, hat ihr eigenes Label RaR und ihren eigenen Verein KOMM!, bei dem spielerisch und künstlerisch die Sprache Deutsch vermittelt wird. Am Samstag, 19. Mai 2018 hosten wir erstmals gemeinsam mit Ramona einen DIY-Workshop zum Thema Siebdruck und freuen uns schon sehr darauf! Im Shop könnt ihr euch wie immer euer Ticket sichern! Im Interview erzählt Ramona von ihrer großen Leidenschaft und ihren Projekten!
Du hast 2015 dein Label RaR gegründet. Wie kam es dazu?
Ich habe in der Zeit angefangen, vermehrt meine Produkte und Zeichnungen auf Märkten und auf Plattformen im Internet anzubieten. Deshalb musste natürlich ein Label und ein Name her. RaR ist von meinem Vor-und Nachnamen abgeleitet, ist aber zugleich auch eine Art Wortspiel und ganz passend. Als Adjektiv verwendet heißt es: selten, einzigartig, ungewöhnlich und nur in geringer Anzahl vorhanden…
Wie bist du zum Siebdruck gekommen?
Auf der Universität gibt es tolle Möglichkeiten verschiedene Werkstätten kennenzulernen. Wir haben in unserem Institut eine eigene, sehr kleine Siebdruckwerkstatt, die von der „Kaiserin Sissi“ verwaltet wird. Ja, es ist ein eigenes Reich dort, das muss man schon sagen. Im Gegensatz zur zentralen Siebdruckwerkstatt sieht man, dass dort die Studierenden selbst walten und gestalten dürfen. Ich singe dort im d’achor und wir bekamen eine Einführung, damit wir unser Logo drucken können. Einmal die Einführung gemacht, hat man dann die Möglichkeit Tag und Nacht (alleine) in der Werkstatt zu verbringen, was mir zum Verhängnis wurde.
Und wann war das?
Das war im Sommer 2016. Dort bin ich dann bei strahlendem Sonnenschein, drinnen in der abgedunkelten Werkstatt meiner Sucht nachgegangen und habe auch viel ausprobiert. Im Winter habe ich dann eine eigene kleine Werkstatt in meinem Atelier eingerichtet, in der ich auch verschiedene Workshops anbiete.
Was findest du besonders toll an Siebdruck?
Siebdruck kann echt süchtig machen. Der ganze Prozess, vom Entwurf, den Vorbereitungen bis zum fertigen Druck ist einfach immer wieder eine spannende und einmalige Sache. Man kann viel experimentieren, künstlerisch Arbeiten, aber auch exakte Drucke manuell umsetzen.
Kannst du dich noch an deinen ersten Siebdruck erinnern?
Mein erster Siebdruck war der Kopf eines Amur-Leoparden, den ich gezeichnet habe.
Siebdruck ist so unglaublich vielfältig – welche Drucktechnik ist dein Favorit?
Ich liebe Farben und Farbverläufe bei den Drucken. Deshalb experimentiere ich viel damit und finde es extrem spannend, wie sie sich in Komposition zueinander, mit den Untergründen oder beim Drucken verhalten. Eine Lieblingsdrucktechnik, die ich auch bei meinen Workshops anbiete, ist der Irisdruck. Es ist ein recht einfacher Effektdruck, bei dem man mit nur einem Sieb mehrfarbig drucken kann. Hier vermischen sich die Farbränder bei jedem Durchzug und jeder fertige Druck sieht somit farblich anders aus. Natürlich ist es dann immer auch eine neue Überraschung.
Worauf druckst du eigentlich am liebsten? Papier oder Stoff?
Beides.
Gibt es vielleicht einen Siebdruck, auf den du besonders stolz bist?
Eigentlich bin ich auf jeden gelungenen Siebdruck stolz. Es gibt aber schon ein besonderes Stück, das ich sehr gern mag und auch schon ausgestellt war. Es ist ein ca. 2 Meter langes Textil, das ich mit zwei Sieben bedruckt habe. Die Motive sind von Hand geschriebene Sätze, die überlagernd auf das Textil gedruckt wurden. So entsteht eine superschöne Textur aus Schrift. Fokus der Arbeit war die Textur und auch die Farbkombination aus verschiedenen Rottönen.
Wir wissen aus Erfahrung, dass beim Selbermachen auch mal etwas schief gehen kann. Ist bei dir schon einmal etwas daneben gegangen?
Ja klar, vor allem am Anfang, als ich meine Siebdruckwerkstatt in meinem Atelier eingerichtet habe.
Vom Motiv bis hin zum fertigen Druck ist es ein Stück – welche Schritte liegen da dazwischen?
Man erstellt das Motiv und druckt es auf Folie aus. Bei mir ist es so, dass ich die meisten Motive direkt auf ein durchsichtiges Papier zeichne. Dann muss man das Sieb beschichten und vorher eventuell erst mal bauen. Diese Beschichtung ist eine Fotoemulsion, die lichtempfindlich ist und nach der Beschichtung erst mal trocknen muss. Ist sie trocken, wird das Motiv auf das Sieb gelegt und belichtet. Nach ein paar Minuten Belichtung, spült man das Sieb mit Wasser und übrig bleibt das Motiv! It’s magic! Wenn man das so erklärt, ist es für Neulinge nicht ganz nachvollziehbar, deshalb ist es viel einfacher zu verstehen, wenn man in einem Workshop kommt und dort die ganzen Schritte selbst macht.
Du arbeitest nicht nur mit Textilien, sondern zeichnest auch auf Porzellan. Wie kam es dazu?
Ich liebe zeichnen! 2012 habe ich mit „The singing birds collection“ begonnen. Eine Kollektion von ganz unterschiedlichen Vögeln, gezeichnet auf Tellern. Jedes Motiv existiert nur einmal. Darauf folgte „the wordroom collection“. Eine Kollektion aus Buchstaben mit malerischen Elementen.
Du bietest seit 2016 auch Siebdruck-Workshops bei dir im Atelier an und im Mai hosten wir erstmals einen gemeinsamen Workshop. Wie kamst du auf die Idee, auch Workshops anzubieten?
Als ich meine Siebdruckwerkstatt eingerichtet habe, war es klar, dass ich das ganze Material wie zum Beispiel die Fotoemulsion, die auch nicht ewig haltbar ist, verbrauchen muss. Zudem hat nicht jede*r die Möglichkeit, eine Siebdruckwerkstatt zu Hause zu haben. Und weil ich auch noch das Vermitteln liebe und Platz habe für eine kleine Gruppe, war es ganz klar, dass ich Workshops machen werde, um auch andere Menschen von dieser Technik zu begeistern.
Welches Werkzeug darf in in deinem Siebdruck-Atelier auf gar keinen Fall fehlen?
Viele Löffel um all die Farben zu mischen.
Hast du vielleicht ein paar Tipps und Tricks für all jene, die gerne mit Siebdruck starten wollen?
Am besten einen Workshop machen, um die Technik zu verstehen. Wenn man dann erstmal ein eigenes Motiv auf einem Sieb hat, kann man unendlich drucken. Und das kann man theoretisch auch ganz einfach zu Hause machen.
Woher nimmst du die Inspiration für deine Arbeiten?
Ich habe da kein bestimmtes Rezept. Ideen sind immer genug da und falls sie mir wirklich mal ausgehen, dann inspirieren mich die Arbeiten anderer Künstler*innen.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Meine Workshoptätigkeiten weiter auszubauen und mich mit anderen zu vernetzen. Hierfür ist seit kurzem der RaR I Space Schnittpunkt des kreativen Schaffens. Es soll ein Raum sein, der auch andere dazu einlädt hier Workshops, Shootings, Castings, Yoga und vieles mehr zu machen und sich von der Atmosphäre inspirieren zu lassen. Ein Raum für Vernetzung und Kommunikation.
Außerdem möchte ich meinen Verein KOMM! noch mehr etablieren und die Zusammenarbeit mit Museen, Theatern, Sprachschulen und anderen Bildungseinrichtungen ausbauen.
Ich freue mich auch immer über Kooperationen! Zusammen mit Natascha von Tintenfuchs, die ja auch immer tolle Kalligrafie-Workshops bei euch macht, hatte ich im Dezember eine tolle Kooperation. Das ist super, weil man sich gegenseitig pushen, ergänzen und inspirieren kann.
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Ihr habt jetzt Lust auf Siebdruck bekommen? Dann meldet euch am besten direkt für unseren gemeinsamen Siebdruck-Workshop am Samstag, 19. Mai 2018 von 10:00 bis 17:00 Uhr im Packhaus (Marxergasse 24/2, 1030 Wien) an. Wir freuen uns auf euch!
(Das Interview führte Petra Gschwendtner. Alle Fotos von Ramona Rieder.)