Feature: studio ok – Keramikatelier
Auf dieses Interview habe ich mich ganz besonders gefreut. Denn mit Berit Reuter-Ransmayer vom studio ok habe ich 2019 meine ersten Schritte als Erwachsene in Richtung arbeiten mit Ton unternommen. Dass dann leider die Pandemie dazwischengefunkt hat, war dieser neuen Liebe zum Ton aber nur minimal ein Hindernis. Es hat sich dann einfach perfekt ergeben, als Berit ums Eck ihr wunderbares studio ok eröffnete. Nicht nur die wunderschöne Auswahl an Glasuren, die Einrichtung des Keramikateliers und die Ladies, die mittlerweile zur studio ok Familie gehören, machen diesen Co-Making Space in Wien Neubau so anziehend.
Das studio ok ist der perfekte Ort, um einen Intensiv-Workshop oder einen mehrwöchigen Keramik-Kurs zu besuchen. Nach ein paar Erfahrungen an der Töpferscheibe kann man dann auch am donnerstäglichen Clay Day selbstständig an der Töpferscheibe oder mit der Plattentechnik aktiv werden.
Bevor ich letztes Jahr ins Rami übersiedelt bin, war das studio ok der ideale Ort um die ersten Berührungen mit Ton zu erleben. Das gesamte Team hatte immer ein offenes Ohr bei Fragen und die Kurse von Hannah Seifert haben mir so gut gefallen, dass ich glaube ich ingesamt vier verschiedene Kurse beziehungsweise Workshops bei ihr besucht habe. Das studio ok ist in dieser Zeit zu meinem Happy Place geworden und ich kann jede:r nur empfehlen einen Kurs in der Westbahnstraße 30 zu besuchen oder sich einen Slot beim Clay Day zu buchen. Dass es bald räumlichen Zuwachs in der studio ok Familie geben wird, wird euch Berit in dem folgenden Interview erzählen.
Stellt euch doch bitte kurz vor!
Berit: Ich bin Berit, 34, Gründerin und Eigentümerin von studio ok. Ich bin gebürtige Wienerin, zweifache Mutter. Ich habe mich immer schon für das Kreative interessiert, stets gemalt, illustriert und war unter anderem als Grafikerin tätig. Zu meinem Team darf ich liebenswürdige, talentierte junge Frauen zählen: Hannah Seifert, 27, ebenfalls Wienerin und wohl diejenige von uns, welche sich am längsten und sinnlichsten mit dem Medium Ton beschäftigt. Unsere Tirolerin, Zoe Denault, 29, unsere Marie Kondo und Social Media Expertin, Künstlerin und Genießerin. Ifu Egbonu, 26, die neben ihrem Studium der Lebensmittel und Biotechnologie seit 2016 töpfert. Anna Spalek, 23, die einst als Praktikantin anfing und schnell zu einem existentiellen, hoch geschätzten Teammitglied wurde und Antonia Simon, 25, unser neuerster, aber nicht minder geschätzter, Zuwachs, die uns bei der Umsetzung sämtlicher organisatorischer Abläufe und Betreuung unserer CLAY DAYs tatkräftig unterstützt.
Könnt ihr euch noch an eure aller ersten getöpferte Keramikstücke erinnern?
Berit: Ich habe bereits mit meiner Mutter als Kind getöpfert. Wir waren damals in der Steiermark bei einer Keramikerin am Bauernhof auf Urlaub. Ich kann mich an das idyllische Atelier dort noch genau erinnern. Die – nennen wir’s Mal liebevoll „Kunstwerke“ habe ich nach wie vor, teils von Efeu überwachsen, zuhause im Garten.
Hannah: Ja! Sie sind ganz dünn, krumm und total bunt glasiert (rot, grün, gelb und blau haha!) das kann man sich heute garnicht mehr vorstellen!
Anna: Jap, alle schief und wackelig, aber ich kann mich noch erinnern wie die Hannah mir sie schön reden wollte.. Haha.
Wann habt ihr das studio ok gegründet?
Berit: „studio ok“ habe ich als solches 2020 gegründet. Anfangs habe ich im Keller im Haus meiner Mutter Privatstunden gegeben bevor ich den Schritt wagte das erste Atelier anzumieten. Nachdem ich zwei Jahre lang dort unterrichtete, sicherer wurde und der Spaß am Unterrichten weiter wuchs beschloss ich, dass es Zeit war sich zu vergrößern – dem Ganzen mehr Raum, Struktur und Kapazitäten zu geben.
Ihr arbeitet als Keramikkünstlerinnen und Workshopleiterinnen – Wann hat eure Keramikreise begonnen?
Berit: Ich wusste, sobald ich mich exzessiv mit der Keramik beschäftigte, meine Leidenschaft gefunden zu haben. Das Arbeiten alleine wurde aber – so vielseitig die Keramik auch ist – etwas einsam und ich mochte es stets, Leuten Neues beizubringen, sie zu unterstützen und genoss den sozialen Austausch. Jedoch, wie so oft, wartete ich auf den „perfekten Zeitpunkt“ um den Schritt zu wagen. Der kam natürlich nicht sofort und so beschloss ich nach der Geburt meines zweiten Sohnes das Ganze natürlich und mit Geduld anzugehen.
Seit wann gebt ihr Keramik-Workshops?
Berit: Ich unterrichte nun seit 2019, erst im kleinen Kreise und schließlich, Schritt für Schritt langsam vergrößerten sich mit wachsender Erfahrung und Expertise auch die Räumlichkeiten. Mit der Vergrößerung lag es schnell nahe meine hoch geschätzte Freundin und erfahrene Keramikkünstlerin, Hannah Seifert, als wertvolle Unterstützung hinzuzuziehen. Hannah hatte zu dem Zeitpunkt bereits jahrelange Erfahrung im Unterrichten gesammelt. Schließlich, mit wachsenden Aufgaben, kam auch Zoe Denault mit ins Boot. Anfangs mehr mit organisatorischen Aufgaben, wie Ordnung, handwerklich und auch Social Media Expertise, beschäftigt wurde auch sie schnell vom „Keramik Fieber“ erfasst, sammelte mehr Erfahrung und unterrichtet seit Frühling 2022 ebenso. Ifu Egbonu, die zur Zeit vierte im Bunde der unterrichtenden befasst sich ebenso schon seit Jahren mit Töpfern und brachte auch schon Erfahrung mit zu uns ins Studio.
Was fasziniert euch an der Arbeit mit Ton besonders?
Berit: Alles. Das unvergängliche und gleichzeitig so fragile. Dennoch die Beständigkeit. Die Nähe zur Natur. Die beinahe nicht enden wollenden Möglichkeiten. Am meisten jedoch wohl das prinzipielle Arbeiten mit den Händen.
Anna: … dass man ganz fein arbeiten muss und dann aber auch ganz wilde Sachen machen kann. Wie beim Recycling zB bei dem man dann ganz grobmotorisch herum gatschen kann.
Hannah: Die Individualität der Arbeiten. Ton ist so lebendig und authentisch. Die Wandlung vom Klumpen Ton zum hochgebrachten edlen Werk. Die Veränderung nach jedem Arbeitsschritt.
Zoe: Ich habe lange viel gemalt oder mich auch viel mit Textilien beschäftigt – all diese Einflüsse mit dem Medium Ton zu verbinden oder mich mit den Möglichkeiten des Materials zu spielen und aber auch an dessen Grenzen zu stoßen fasziniert mich.
Welches Tool ist euer Liebstes?
Berit: Ich persönlich liebe das „Abdrehen“ und alle Werkzeuge in dem Bereich. Es ist unfassbar befriedigend und meditativ zu sehen wie man mit wenigen Handgriffen, einer kleinen Anzahl an Werkzeugen, seine Werke so fein perfektionieren und säubern zu können. Dabei verändert sich auch mal die Silhouette und Form des Gefäßes trotz minimalen Veränderungen ausschlaggebend.
Welche Workshops bietet ihr im studio ok an?
Berit: Wir versuchen unser Angebot stets abwechslungsreich zu gestalten. Dabei ist es uns ungemein wichtig auf die Qualität der Kurse zu achten. Wir haben kleine Gruppen, um jedem Teilnehmer die maximale Aufmerksam schenken zu können. Zudem sind sämtliche Umkosten sind bei unseren Kurspreisen inkludiert – somit kann man sich voll aufs schaffen konzentrieren und muss dabei nicht an mögliche, anfallende Kosten denken und gar überlegen welches Werk man behalten möchte und welches nicht.
Zur Zeit gibt es Kurse zu unterschiedlichen Intensitäten/Anzahl an Kurseinheiten an der Scheibe welche sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene konzipiert sind. Zudem gibt es Kurse abseits der Töpferscheibe: Plattentechnik, Pinching-Technik sowie Aufbau-Technik Kurse. Wir arbeiten aber stets an neuen Konzepten welche im Herbst anfangen werden.
Welches Service bietet ihr außerdem im studio ok an?
Berit: Im Herbst/Winter eröffnet zudem ein weiteres Studio: ein reines offenes Studio, in welchem man die erlernten Techniken weiter praktizieren oder sich an neuen Techniken versuchen kann. Es ist in einer Stadt wie Wien, oftmals schlichtweg wegen Platzmangel, nicht möglich das Handwerk weiterhin ausüben zu können – zumal die Anschaffungskosten nicht zu unterschätzen sind. Zudem weiß man ja oftmals nicht gleich wie sehr man sich in ein neues Hobby investieren möchte. Bei diesem Problem wollen wir eine Lösung bieten und es Ton-Afficionados ermöglichen sich weiterhin mit der Materie beschäftigen zu können.
Kann man Zuhause ohne Töpferscheibe auch mit Ton arbeiten? Und wenn ja, was sollte man dabei beachten?
Berit: Ja, natürlich. Die Aufbau- oder auch Plattentechnik eignet sich dafür ungemein. Man sollte jedoch besonders beim Arbeiten zuhause darauf achten nicht allzu fragile, filigrane Sachen zu Produzieren; der Weg zum Ofen (den man zum Brennen benötigt und meist ja nicht zuhause hat) ist nicht zu unterschätzen – oftmals gehen dabei leider Werke in die Brüche.
Töpferscheibe, Plattentechnik oder Aufbautechnik – Was ist ist euer Favorit?
Berit:
Ich finde alle Techniken haben ihre Vorzüge. Gerade fasziniert mich die Aufbau-Technik wieder am meisten. Lange hätte die Antwort auf diese Frage jedoch klar und deutlich „Töpferscheibe“ gelautet.
H: Ich arbeite am liebsten an der Scheibe. Ich liebe die Zentriertheit der Arbeiten und wie exakt man arbeiten kann. Die Plattentechnik mag ich auch sehr gern, die ermöglicht einem wiederum andere Dinge. Unter anderem das arbeiten mit unterschiedlichen Gipsformen.
Zoe: Platten- und Aufbautechnik sind meine Lieblingstechniken. Die beiden Methoden an der Scheibe dann zu kombinieren finde ich auch spannend. Außerdem bemale ich meine Werke sehr gerne.
An welchem Keramik-Projekt arbeitet ihr aktuell?
Berit: Vor allem an großen Gefäßen – bei welchen ich so sehr in eine Arbeits-Trance falle dass ich auch oftmals vergessen habe drauf zu achten ob die fertigen Werke überhaupt in meinen Ofen passen. Haben sie dann teilweise auch nicht.
Hannah: Ich arbeite gerade an einem Projekt mit Calienna. Ich mache Gefäße die als Übertöpfe dienen für ausgewählte, seltene Pflanzen.
Zoe: Im Moment arbeite ich an mehreren Aufträgen von ‚bubble plates’ – ein Objekt, das dem Alltag ein wenig mehr Kühnheit und Weichheit verleiht.
Anna: An Blumentöpfen!
studio ok – Keramikatelier
Westbahnstraße 30
1070 Wien
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Das Interview führte Anna Heuberger.
Fotocredits: Maria Ritsch